Acrylgemälde


Entstehung eines Gemäldes - und warum es teurer ist als ein Massenprodukt vom Möbelhaus

Ein Acrylgemälde ist etwa vier bis sechs Wochen in Arbeit. Was geschieht in dieser Zeit?

Bevor mit dem eigentlichen Malen begonnen werden kann, muss die Leinwand präpariert werden. Dies mache ich, indem ich sie durchschnittlich viermal mit Gesso grundiere. Wie oft ich diesen Vorgang wiederholen muss, hängt von der Leinwand und deren Saugfähigkeit ab, aber normalerweise reicht es, wenn einmal in jede Richtung grundiert wird: von oben nach unten, von links nach rechts, von unten nach oben, und dann nochmal von rechts nach links. Zwischen zwei Grundiervorgängen muss die Leinwand immer komplett abtrocknen, erst dann kann der nächste Arbeitsgang erfolgen.
Die Grundierung verhindert u.a., dass Farben oder Farbzusätze in die Leinwand eindringen können und diese dann im Laufe der Jahre beschädigen. Also muss dieser Vorgang sorgfältig ausgeführt werden, und manchmal reichen vier Schichten nicht, dann muss eben nachgrundiert werden, und eine ordentliche Grundierung ist teuer.



Sobald die Leinwand gut präpariert ist, wird die Farbskala zusammengestellt, mit der ich arbeiten will. Wenn ich mich dann für die entsprechende Kombination entschieden habe, werden die Farben einzeln angerührt. Dies geschieht, um z.B. die Fließeigenschaften zu verbessern und um zu verhindern, dass sich die einzelnen Farben auf der Leinwand zu sehr verbinden und letztendlich nur noch ein brauner Matsch zu sehen ist. Das Anrühren der Farben kann durchaus eine Stunde dauern, wenn nicht länger.



Ich arbeite ausschliesslich mit Künstleracrylfarben und mit hochwertigen Zusätzen. Auch die haben ihren Preis und liegen im Durchschnitt viermal höher als die Farben, die man "im Laden" kaufen kann. Aber die Lichtechtheit muss einfach gegeben sein, denn wenn ein Bild schon nach kurzem anfängt zu verblassen oder zu vergilben, ist das nicht das Ergebnis, auf das man hingearbeitet hat.

Nun noch das nötige Werkzeug bereitlegen (und auch das kostet Geld) und schon kann es losgehen.

Wie lange ich auf der Farbreise bin, kann ich nicht sagen. Nur soviel: es dauert Stunden, manchmal bis tief in die Nacht. Die Feinarbeiten halten auf, sind aber auch das, was am meisten Spaß macht. Man steht vor dem Bild, betrachtet es von allen Seiten, sieht hier noch etwas, das zuviel ist, dort noch etwas, das fehlt, und schon sind wieder Stunden vergangen - was man meist daran merkt, dass man Hunger bekommt.
Man kann ein Bild auch kaputtmalen, weil man kein Ende findet. Hunger ist für mich immer DAS Zeichen, das mir sagt: Schluss jetzt! Du zerstörst die Komposition, wenn du weitermachst. Es ist hart, aber man muss es dann einfach tun: Werkzeug weglegen, sich umdrehen und weggehen... Und noch schnell nachschauen, ob keine Fliegen oder Krabbeltierchen im Zimmer sind, denn sonst kann es vorkommen, dass man Stunden später nachschaut, ob alles in Ordnung ist und was findet man in der angetrockneten Farbe? Irgend so ein kleines Flugungeheuer, das nicht mehr entfernt werden kann, und dann ist das Bild ruiniert!
Man braucht also tatsächlich einen staubfreien, fliegenfreien Raum, in dem das Bild trocknen kann - und der kostet eben auch seine Miete. Da dürfen dann auch die Haustiere nicht hinein, denn auch Hunde- und Katzenhaare sind keine Freunde eines sich in der Trocknung befindenden Gemäldes.

Die Trockenzeit dauert etwa zwei bis fünf Tage. Dann ist das Bild "staubtrocken", man kann es anfassen, aber noch nicht schlussbehandeln. Um es abschließend mit Firnis überziehen zu können, und es dadurch vor Staub und Umwelteinflüssen zu schützen, muss es aushärten, und das dauert zwischen drei und vier Wochen. Ich lasse meinen Bildern für diesen Vorgang mindestens vier Wochen Zeit. Sicher ist sicher, und wenn der Firnis am Ende reisst, nur weil man zu ungeduldig war, ist das nichts, was man ein zweites Mal erleben will. Glauben Sie mir!

Nun ist das Gemälde also getrocknet und ausgehärtet und der Schlussfirnis kann aufgetragen werden. In dünnen Schichten. Dasselbe Prozedere wie bei der Grundierung: einmal von oben nach unten, dann nach dem Trocknen von rechts nach links, wieder trocknen, nun von unten nach oben, und nach einer weiteren Trocknungszeit nochmal von links nach rechts - und dann sieht man, dass es noch nicht gut ist. Also nochmal von vorn, bis zu zehnmal, wenn man Pech hat. Oder wenn man pingelig ist... Und das kostet Zeit, und Geld, denn Firnis ist teuer.

Gerade erinnerte ich mich an Goethes "Faust", der so treffend sagte:  "Der Worte sind genug gewechstelt, lasst mich auch endlich Taten sehn!"
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Freude beim Betrachten meiner Gemälde, die Sie hier finden.